Ausstellung "150 Jahre Krankenhaus"

Entdecken Sie Meilensteine der Krankenhaus-Entwicklung der letzten 150 Jahre. Lesen Sie selbst, oder lassen Sie sich die Texte ganz bequem von unserem Avatar Friedrich Hanse vorlesen.

Die Ausstellungsthemen

 
Medizin schneidend

Medizin schneidend

1850 bis 1900

Joseph Lister etabliert die Keimreduktion mit Karbolsäure, deutsche Chirurgen wie Ernst von Bergmann übernehmen und verbessern die Methoden. Erste aseptische Operationen: Einführung von sterilen Instrumenten und OP-Kitteln. Entwicklung der Bauchchirurgie.

1900 bis 1950

Röntgendiagnostik ermöglicht bessere Planung chirurgischer Eingriffe. Einführung von Dampfsterilisation und Handschuhpflicht. Im Ersten Weltkrieg Fortschritte in der Kriegschirurgie, u. a. Wundversorgung, Amputationen und Prothesenentwicklung. Ab 1920 verbessern Bluttransfusionen die Kreislaufstabilität bei Operationen. Antibiotika revolutionieren die Infektionskontrolle nach Operationen.

1950 bis 1980

Entwicklung der Herzchirurgie und der künstlichen Beatmung. Beginn der Entwicklung der Minimal-invasiven Chirurgie, mit der Gewebeschäden verringert und eine schneller Heilung ermöglicht wird.

1980 bis 2000

Erste minimalinvasive Eingriffe wie Blinddarmentfernung (1985) und Gallenblasen-OPs. Verbesserung der Nachsorge nach großen Operationen in der Intensivmedizin und mittels Sepsistherapie.

Seit 2000

Einsatz von OP-Robotern für Präzisionseingriffe auch im DKH. Personalisierte Medizin und 3D-Druck: Individuelle Implantate und Prothesen.

 
Endoskopie

Endoskopie

1860 bis 1900

Der deutsche Internist Adolph Kussmaul führt 1868 die erste Gastroskopie durch – mit einem starren Endoskop an einem Schwertschlucker. Problem: Starre Endoskope waren unbequem, hatten eine schlechte Bildqualität und konnten kaum für tieferliegende Organe genutzt werden.

1900 bis 1950

Einführung von Linsenoptiken, um bessere Sicht zu ermöglichen. Erste Endoskope mit Glühlampen für eine verbesserte Ausleuchtung. Entwicklung von Bronchoskopen (zur Untersuchung der Lunge) und Sigmoidoskopen (für den Darm). Rudolf Schindler entwickelt 1932 das erste halbflexible Gastroskop mit Linsenoptik.

1950 bis 1980

Basil Hirschowitz erfindet 1958 das erste flexible Endoskop mit Glasfaser-Technologie, damit werden erstmals schonende Magenspiegelungen möglich. Einführung von Videoendoskopen mit kleinen Kameras für bessere Bildübertragung. Endoskopie wird nun routinemäßig in der Gastroenterologie, Urologie und Gynäkologie eingesetzt.

Seit 1980

Entwicklung von 3D-Endoskopen und HD-Kameras für noch präzisere Eingriffe. Diese modernen Endoskope finden heute in der Endoskopie des Agaplesion Diakonieklinikums Hamburg Verwendung.

 
Medizin konservativ

Medizin konservativ

1875 bis 1900

Robert Koch entdeckt 1882 den Tuberkulose-Erreger, 1884 den Cholera-Erreger. Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt 1895 die Röntgenstrahlung, die eine nicht-invasive Diagnostik ermöglicht.

1900 bis 1930

Fortschritte in der Immunologie führen zur Entwicklung von Impfstoffen gegen Diphtherie, Tetanus und Tollwut. Entdeckung von Hormonen wie Insulin führt zur konservativen Behandlung von Diabetes.

1930 bis 1970

Die Entdeckung und breite Anwendung von Penicillin revolutioniert die Behandlung bakterieller Infektionen. Ultraschalltechnologie wird in den 1950er Jahren eingeführt. Die Herz-Kreislauf-Forschung verändert die Behandlung von Bluthochdruck grundlegend.

1970 bis 2000

Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) revolutionieren die Diagnostik in der konservativen Medizin. Die strukturierte Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Therapieplanung wird zum Standard. Die Behandlung chronischer Erkrankungen wie Diabetes, Asthma und rheumatischen Erkrankungen wird durch neue Erkenntnisse verbessert.

Seit 2000

Fortschritte in der Genetik ermöglichen maßgeschneiderte Behandlungen für Patienten. Verbesserte Techniken in der interventionellen Radiologie ermöglichen konservative Behandlungen komplexer Erkrankungen.

 
Geburtshilfe

Geburtshilfe

1875 bis 1900

Die meisten Geburten finden zu Hause statt, oft unter der Betreuung von Hebammen. Geburten in Krankenhäusern sind selten und werden meist bei Risikoschwangerschaften oder komplizierten Geburten durchgeführt. Hohe Sterblichkeitsrate durch Kindbettfieber.

1900 bis 1950

Immer mehr Frauen entscheiden sich für Krankenhausgeburten aufgrund besserer medizinischer Versorgung. Einführung von Schmerzmitteln wie Morphin und Lachgas zur Schmerzlinderung während der Geburt. Technische Verbesserungen machen den Kaiserschnitt sicherer, aber er bleibt eine Notfallmaßnahme. Erste pränatale Untersuchungen zur Bestimmung der Kindslage mittels Röntgenuntersuchung. Geburtshilfe wurde zunehmend von Ärzten übernommen, insbesondere in Kliniken.

1950 bis 1970

Die meisten Geburten finden nun im Krankenhaus statt. Einführung der Periduralanästhesie (PDA) für eine gezielte Schmerzlinderung. Erste Anwendungen des Ultraschalls zur pränatalen Diagnostik. Einführung der ersten Intensivstationen für Frühgeborene. Erkenntnisse über die Vorteile des Stillens führen zu ersten Stillberatungen in Kliniken.

1980 bis 2010

Konzepte der Sanften Geburt wie die Wassergeburt und alternative Gebärhaltungen (z. B. Hockergeburt) werden populärer. Rooming-in: Neugeborene bleiben nun bei den Müttern im Zimmer statt in separaten Säuglingsstationen. Pränataldiagnostik: Weiterentwicklung des Ultraschalls und Einführung der Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese). Durch sicherere Operationsmethoden und veränderte medizinische Indikationen steigt die Kaiserschnittrate kontinuierlich an.

Seit 2010

Verbesserte Überwachung durch Kardiotokographie (CTG). Neue Techniken wie der sanfte Kaiserschnitt reduzieren die Erholungszeit. Personalisierte Geburtshilfe: Wunschkaiserschnitt und individuelle Geburtspläne werden auch im DKH stärker berücksichtigt.

 
Anästhesie

Anästhesie

1847 bis 1900

Erste Äthernarkose und erste Chloroformnarkose in Deutschland. Einführung der Inhalationsanästhesie mit Äther und Chloroform. Einführung der Kokain-Rückenmarksanästhesie 1890, was den Beginn der modernen Regionalanästhesie markiert.

1900 bis 1945

Einführung von Novocain (Prokain), ein entscheidender Fortschritt für die Lokalanästhesie. Etablierung der endotrachealen Intubation für kontrollierte Beatmung.

1945 bis 2000

Nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmende Standardisierung und Professionalisierung der Anästhesie als eigenes Fachgebiet. Einführung von Halothan als erstes nicht brennbares Inhalationsanästhetikum, das sich in Deutschland schnell etabliert. Entwicklung der Totalen Intravenösen Anästhesie (TIVA) mit Propofol und anderen Wirkstoffen. Fortschritte in der Überwachungstechnik, was die Patientensicherheit stark erhöht.

Seit 2000

Verbreitung der balancierten Anästhesie (Kombination aus Inhalations- und intravenöser Anästhesie). Entwicklung neuer volatiler Anästhetika wie Desfluran und Sevofluran mit verbesserten pharmakokinetischen Eigenschaften.

 
Operationssäle

Operationssäle

1875 bis 1900

Operationssäle sind einfache, oft schlecht beleuchtete Räume mit wenigen hygienischen Standards. Äther- und Chloroformnarkosen ermöglichen längere und komplexere Operationen. Chirurgische Instrumente werden meist mehrfach verwendet und oft unzureichend gereinigt.

1900 bis 1950

Hygienische Revolution erfolgt zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Einführung von Dampfsterilisatoren für Instrumente (Autoklaven), Beginn der Nutzung von sterilen Kitteln, Handschuhen und Mundschutz, Verwendung von Desinfektionsmitteln zur Verhinderung von Infektionen.

1950 bis 1980

Bildung fester OP-Teams mit spezialisierten Anästhesisten und OP-Schwestern, Einführung der ersten Überwachungsgeräte für Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffsättigung.

1980 bis 2000

Minimal-invasive Techniken werden Standard. Fortschritte in der plastischen, neuro- und gefäßchirurgischen Mikrochirurgie. Einführung von OP-Management-Systemen zur besseren Koordination von Eingriffen.

Seit 2000

Robotergestützte Chirurgie ermöglicht auch im DKH noch präzisere Eingriffe. Strengere Regularien für Sterilität und Infektionskontrolle.

 
Pflege

Pflege

1875 bis 1900

Gründung des ersten weltlichen Pflegevereins in Deutschland (Berliner Krankenpflegerinnen-Verein) im Jahr 1875. Einführung der ersten systematischen Pflegeausbildung nach wissenschaftlichen Prinzipien, beeinflusst durch Florence Nightingale ab 1895.

1900 bis 1950

Gründung des „Berufsverbandes der Krankenpflegerinnen Deutschlands“ 1903 durch Agnes Karll, um bessere Arbeitsbedingungen zu fordern. Krankenhauspflege wird standardisiert: Erste Lehrbücher für Pflege erscheinen. Fachrichtungen wie Kinderkrankenpflege und psychiatrische Pflege entwickeln sich. Einführung einer dreijährigen staatlichen Krankenpflegeausbildung im Deutschen Reich 1938.

1945 bis 1980

Enorme Personalnot in Krankenhäusern in der Nachkriegszeit führt zur schnellen Ausbildung von Pflegekräften. Die Einführung des Freiwilligen Sozialen Jahres 1954 führt zu Unterstützung in der Pflege, als auch die Einführung des Zivildienstes im Jahr 1973 als Alternative zur Wehrpflicht. Ab 1957: Das erste Krankenpflegegesetz in der Bundesrepublik Deutschland regelt die Ausbildung. Die ersten Intensivstationen werden eingerichtet, Pflegekräfte erhalten erweiterte Aufgaben. Schichtdienste werden eingeführt, um eine kontinuierliche Patientenversorgung sicherzustellen. 

1980 bis 2000

Die ersten Pflegestudiengänge werden 1985 an Hochschulen eingeführt. Spezialisierung der Pflegefachkraft für Intensiv- und Anästhesiepflege erfolgt. Digitalisierung beginnt: Elektronische Patientenakten und digitale Dokumentation ersetzen zunehmend Papierakten.

Seit 2000

Einführung des neuen Pflegeberufegesetzes mit erweiterten Kompetenzen für Pflegekräfte ab 2004. Neues Pflegeberufegesetz führt eine generalistische Pflegeausbildung ab 2017 ein, die den flexiblen Einsatz der Fachkräfte in Krankenhäusern und Altenheimen sowie in der Kinderpflege ermöglicht.

 
Diakonissen

Diakonissen

1875 bis 1900

Aufgabe der Diakonissen war Pflege von Kranken, Armen, Alten und Waisen, basierend auf christlichen Werten und einem Leben im Dienst Gottes. Diakonissen lebten in klosterähnlichen Strukturen mit festen Regeln, Gehorsamspflichten und gemeinschaftlichem Besitz.

1900 bis 1950

Diakonissen arbeiteten in vielen deutschen Krankenhäusern und waren oft das Rückgrat der stationären Pflege. Sie wurden in medizinischen Grundlagen, Hygiene, Wundversorgung und der seelischen Patientenbetreuung („Seelenpflege“) ausgebildet. Ihr Arbeitsethos basierte auf christlicher Nächstenliebe – sie waren rund um die Uhr für ihre fest zugeordneten Patienten da und lebten oft direkt im Krankenhaus.

Seit 1970

Der strenge Lebensstil (Ehelosigkeit, Gehorsamspflicht) wurde für junge Frauen unattraktiv. Stattdessen entschieden sich viele für reguläre Pflegeberufe mit Gehalt und Sozialversicherungsansprüchen. Die Krankenpflege wurde zunehmend durch staatliche Ausbildungsprogramme und Krankenpflegegesetze geregelt. Viele Diakonissenkrankenhäuser wandelten sich zu modernen Diakonie-Kliniken, in denen weltlich ausgebildete Pflegekräfte arbeiteten. Die diakonische Krankenpflege besteht heute meist in Form von Diakonie-Krankenhäusern mit angestellten Pflegekräften.

 
Krankenhaus-Seelsorge

Krankenhaus-Seelsorge

1875 bis 1900

Diakonissen sind „Seelsorgerinnen im Kleinen“, denn sie pflegen Körper und Seele der Patienten. Die Pastoren der Diakonissenanstalt halten Gottesdienste und werden nur ab und zu ans Bett gerufen, so wie auch externe Pastoren. Die Seelsorge ist stark von der Verkündigung der christlichen Hoffnung geprägt.

1900 bis 1950

Während der Weltkriege wird die Seelsorge für verwundete Soldaten und Kriegsopfer ausgebaut, wobei die evangelische und katholische Kirche sich annähern. Ab 1919 wird die Krankenhausseelsorge in der Weimarer Verfassung gesetzlich garantiert.

1950 bis 1970

Erste fest angestellte Krankenhausseelsorger werden eingeführt, denn die Spezialisierung in der Pflege und Medizin lassen weniger Zeit für Gespräche. In der aus den USA kommenden pastoralpsychologischen Ausbildung wird Gesprächsführung zum neuen Kennzeichen der Seelsorge. Kübler-Ross gibt Anstöße zur Sterbebegleitung und Palliativmedizin. Seelsorge bedeutet jetzt „Da sein“.

1980 bis 2000

Der Fokus erweitert sich von der Patientenbegleitung auf die Unterstützung von Angehörigen und Klinikpersonal in Stress- und Krisensituationen. Seelsorge im interkulturellen und interreligiösen Kontext nimmt zu. 1983 eröffnet das erste Hospiz in Deutschland.

Seit 2000
Interdisziplinäre Teams beraten bei schwierigen medizinischen Entscheidungen in Ethikkommissionen. Seelsorge hat hier einen festen Platz. Achtsamkeit für die Einzigartigkeit jedes Menschen im „System Krankenhaus“ wird in Zeiten von KI wichtiger denn je.

 
Therapie

Therapie

1875 bis 1900

Ärzte beginnen, gezielte Übungen zur Rehabilitation von Patienten mit Gelenk- oder Wirbelsäulenproblemen zu empfehlen. In den USA entstehen erste Konzepte für den Einsatz von Handarbeiten bei psychischen Erkrankungen.

1900 bis 1950

Erste systematische Physiotherapie-Ausbildungen entstehen in Deutschland, damals noch unter dem Begriff „Heilgymnastik“. Einführung der ersten offiziellen Krankengymnastik-Schule in Berlin. Nach dem Ersten Weltkrieg wird Physiotherapie besonders zur Rehabilitation von Kriegsverletzten eingesetzt. Elektrotherapie und erste Formen der manuellen Therapie werden weiterentwickelt. Die Vojta-Therapie für neurologische Erkrankungen wird entwickelt. Verstärkter Einsatz von Ergotherapie zur Behandlung von Kriegsversehrten und Trauma-Patienten. Gottfried Veit entwickelt erste systematische Therapieansätze für Sprach- und Sprechstörungen. Erste Forschungen zum Zusammenhang zwischen Hirnschäden und Sprachstörungen (Aphasie).

1950 bis 1970

Physiotherapie wird erstmals offiziell als eigenständiger Beruf anerkannt. Entwicklung neuer Konzepte wie der Bobath-Therapie für Patienten mit neurologischen Störungen (z. B. Schlaganfall, Zerebralparese). In Deutschland wird Physiotherapie in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen. Die Ergotherapie wird zunehmend bei neurologischen Erkrankungen eingesetzt und 1977 offiziell als Gesundheitsberuf anerkannt. Offizielle Anerkennung der Logopädie als medizinisch-therapeutische Disziplin 1960.

1980 bis 2000

Erste Studiengänge für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie werden in Deutschland eingeführt, um eine wissenschaftliche Ausbildung zu ermöglichen. Neue Behandlungsmethoden für Parkinson-Patienten und MS-Betroffene entstehen.

Seit 2000

Physiotherapie wird immer mehr auf den einzelnen Patienten zugeschnitten, mit einem Fokus auf Prävention und Eigenverantwortung. Ergotherapie wird fester Bestandteil der Heilmittelversorgung in Deutschland.

 
Ausbildung

Ausbildung

1875 bis 1900

Ärzte, Pfleger und Hebammen werden oft direkt im Krankenhaus ausgebildet, meist durch Learning-by-Doing. Theoretische Inhalte spielen kaum eine Rolle, Wissen wird durch Erfahrung weitergegeben. Ab den 1880er Jahren werden die ersten systematischen Pflegekurse angeboten, vor allem durch kirchliche Einrichtungen. Die medizinische Ausbildung wird an Universitäten durchgeführt, aber mit begrenztem klinischen Praxisanteil.

1900 bis 1970

Im Erster Weltkrieg führt der hohe Bedarf an medizinischem Personal zu Schnellkursen für Ärzte und Pflegekräfte. Ab 1945 wird die Medizinische Hochschulausbildung reformiert, um mehr praktische Klinikphasen zu integrieren.

1970 bis 2000

Einführung der praktischen Ausbildung für Medizinstudierende in Form des Praktischen Jahres (PJ) und Einführung des Zivildienstes in Krankenhäusern, wodurch viele junge Männer einen Einblick in Pflegeberufe erhielten. Medizinisch-technische Berufe entstehen: Radiologie-Assistenten (MTRA), Laborassistenten (MTLA) und andere Fachkräfte werden gezielt ausgebildet. Erste akademische Studiengänge für Pflegewissenschaften werden eingeführt.

Seit 2000

Einführung digitaler Lernmethoden, z. B. E-Learning-Plattformen und Virtual-Reality-Simulationen.  Akademisierung von Pflege- und Gesundheitsberufen schreitet voran. 2020: Das DKH wird gemeinsam mit vier anderen gemeinnützigen Krankenhäusern Gesellschafter der Physiotherapieschule Döpfer Schulen in Hamburg und bildet ca. 60 Schüler:innen pro Jahr aus.

 
Finanzierung

Finanzierung

1875 bis 1900

Patienten müssen ihre Behandlung im Krankenhaus immer vollständig selbst bezahlen. Kirchliche Krankenhäuser jedoch behandeln arme Menschen kostenlos oder gegen sehr geringe Gebühren. Proteste zwingen 1883 den deutschen Kaiser Wilhelm I. und Reichskanzler von Bismarck zur Gründung des Gesetzlichen Krankenversicherung.

1900 bis 1936

Ab 1927 wird die Erstattung der Krankenhauskosten gesetzlich geregelt: die Versicherten müssen nur noch für Verpflegung und Unterkunft bezahlen, die Behandlungskosten übernimmt die Krankenkasse.

1936 bis 1972

Der Staat greift direkt in die Preisentwicklungen des Gesundheitswesens in Deutschland ein: Die Konsequenz sind unterfinanzierte Kliniken. Innovationen und Investitionen stagnieren in der Folge. 1948 werden die ersten staatlich vorgegebenen Kalkulationsregeln zur Preisbestimmung auf den Weg gebracht. Seit 1969 haben die Bundesländer die vorwiegende Zuständigkeit für das Gesundheitswesen innerhalb ihrer Landesgrenzen.

1972 bis 1993

Die duale Krankenhausfinanzierung wird 1972 eingeführt: Die Vorhaltekosten der Krankenhäuser sind in der Verantwortung der öffentlichen Hand, die laufenden Betriebs- und Behandlungskosten werden über Pflegesätze abgegolten.

Seit 1993

Eine schwerwiegende Krise der gesetzlichen Krankenversicherungen hat das Gesundheitsstrukturgesetz zur Folge: Fallpauschalen und Sonderentgelte werden eingeführt, Krankenhäuser erhalten ein festes Budget. 2002 werden Diagnosebezogene Fallgruppen (DRG) entwickelt: nur tatsächliche erbrachte Leistungen werden zum Festpreis vergütet. Die Krankenhausreform 2024 führt zu einer detaillierten staatlichen Planung, welche Leistungen ein Krankenhaus anbieten darf.

 
Gebäudetechnik

Gebäudetechnik

1875 bis 1900

Erste zentrale Heizsysteme: Kohle- und später dampfbetriebene Heizungen ersetzen Einzelöfen. Mechanische Belüftungssysteme werden eingeführt, um die Luftqualität zu verbessern. Wasserleitungen und Abwassersystemen sorgen für sauberes Wasser, eine kontrollierte Entsorgung reduziert Infektionen. Elektrische Beleuchtung ersetzt Gaslampen und Kerzen.

1900 bis 1950

Effizientere Heizsysteme mit zentraler Steuerung. Hygienische Verbesserung durch Fliesen und Desinfektionstechnik: Wände und Böden werden pflegeleichter. Fortschritte in der Wasserversorgung. Erste kontrollierte Luftaustauschsysteme in Operationssälen.

1950 bis 1980

Erste Klimaanlagen und HEPA-Filter zur Keimreduktion. Verbreitung von Aufzügen führen zu Erleichterung der Patienten- und Materiallogistik. Einführung von Notstromaggregaten für kritische Bereiche.

1980 bis 2000

Steuerung von Heizung, Lüftung, Klima durch computergestützte Gebäudeautomation. Sterilluftsysteme in OPs, verbesserte Hygieneüberwachung. Brandmeldeanlagen, Rauchabzugsanlagen, Zutrittskontrollen.

2000 bis 2025

Intelligente Gebäudeautomation (Smart Hospitals): KI-gestützte Steuerung von HLK-Systemen. Hightech-OPs mit Reinraumtechnik für keimarme Luft.

 
Informationstechnologie (IT)

Informationstechnologie (IT)

1970 bis 2000

Erste IT-Systeme zur Verwaltung von Patientendaten, Laborwerten und Abrechnungen.

2000 bis 2010

Digitale Archivierung und Bereitstellung von Röntgen- und MRT-Bildern, ersetzte analoge Filmaufnahmen. Vollständig digitalisierte Patienteninformationen, Zugriff durch Ärzte und Pflegepersonal. Einführung von einheitlichen Schnittstellen zur Kommunikation zwischen verschiedenen IT-Systemen im Krankenhaus.

Seit 2010 

Staatliche Förderung für IT-Sicherheit, digitale Infrastruktur und moderne Patientenportale.

 
Hygiene

Hygiene

1850 bis 1900

Ignaz Semmelweis entdeckt die Bedeutung der Händehygiene, indem er zeigt, dass Ärzte durch Händewaschen mit Chlorkalklösung die Sterblichkeitsrate beim Kindbettfieber drastisch senken können.  Joseph Lister führt die Antisepsis mit Karbolsäure (Phenol) in der Chirurgie ein, um Wundinfektionen zu verhindern. Robert Koch entdeckt die Bedeutung von Bakterien in der Infektionsübertragung und etabliert Methoden zur Keimidentifikation.Einführung der Dampfsterilisation (Autoklaven) für chirurgische Instrumente im Jahr 1890.

1900 bis 1950

Operationssäle werden nun steril gehalten, OP-Masken und Handschuhe kommen erstmals zum Einsatz. Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis werden für die Wund- und Flächendesinfektion entwickelt. Erste Antibiotikaresistenzen treten auf, wodurch Hygienevorschriften verschärft werden.

1950 bis 1980

Isolierstationen für Infektionskrankheiten werden in Krankenhäusern eingeführt. Entwicklung der modernen Händedesinfektion durch Hans Murauer, mit Alkohol als Standardmittel. Die WHO empfiehlt standardisierte Krankenhaushygiene-Richtlinien, um nosokomiale Infektionen (Krankenhausinfektionen) zu reduzieren. Vermehrte Antibiotikaresistenzen (z. B. MRSA) führen zu neuen Isolations- und Screening-Strategien.

1980 bis 2000

Krankenhaushygieniker als Fachärzte mit Spezialisierung auf Hygiene. Erste Hygieneverordnung in Deutschland 1996, die Krankenhäuser zur Einhaltung bestimmter Hygienestandards verpflichtet. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt detaillierte Hygieneempfehlungen für Krankenhäuser heraus.

Seit 2000

Einführung der Hygiene-Kommissionen in deutschen Krankenhäusern.

 
Küche

Küche

1875 bis 1900

Die Ernährung war einfach, oft breiartig (z. B. Haferschleim, Suppe, Brot), da viele Patienten geschwächt waren. Kaum Berücksichtigung spezieller Diäten oder individueller Bedürfnisse.

1900 bis 1950

Bessere Versorgung durch zentrale Krankenhausküchen, aber immer noch einfache, kohlenhydratreiche Gerichte. Erste Ansätze von Spezialdiäten (z. B. Schonkost, Diabetikerkost). Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs massive Einschränkungen durch Lebensmittelknappheit, oft gab es nur Suppen und Brot.

1950 bis 1980

Einführung von speziellen Diäten für verschiedene Krankheitsbilder (z. B. fettarme Kost für Herzkranke, eiweißreiche Kost für Unterernährte). Krankenhausküchen werden größer und professioneller, erste Großküchengeräte erleichtern die Zubereitung.


1980 bis 2000

Ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse führen zu einer stärkeren Anpassung an die Bedürfnisse der Patienten, die zwischen verschiedenen Gerichten wählen können. Fertigprodukte und Tiefkühlkost werden häufiger verwendet, um Kosten zu senken. Einige Krankenhäuser lagern die Essensversorgung an Catering-Unternehmen aus.

Seit 2000

Personalisierte Ernährung: Anpassung an Allergien, Unverträglichkeiten, religiöse und vegetarische/vegane Bedürfnisse. Bioprodukte, regionale Zutaten und Reduktion von Lebensmittelabfällen gewinnen an Bedeutung. Cook & Chill-Verfahren: Essen wird vorgekocht, gekühlt und erst kurz vor dem Servieren erhitzt, um Frische und Qualität zu erhalten.

 
Mitarbeiter-Mitbestimmung

Mitarbeiter-Mitbestimmung

1970-1980

Einführung des Dritten Weges in der Diakonie: Statt Gewerkschaften verhandeln Dienstnehmer- und Dienstgebervertreter die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung in paritätisch besetzten Kommissionen. Erste Mitarbeitervertretungsgesetze (MVG) in den evangelischen Landeskirchen entstehen, um eine betriebsratsähnliche Struktur in diakonischen Einrichtungen zu schaffen. Bisher gab es keine vergleichbaren Gremien.

1980 bis 2010

Tarifrechtliche Konflikte in der Diakonie nehmen zu; Mitarbeitende fordern mehr Rechte, da sie keinen Zugang zum Streikrecht haben. Reform des Dritten Weges: Einführung von Schlichtungsverfahren bei Tarifkonflikten in diakonischen Einrichtungen.

Seit 2010

Das Bundesarbeitsgericht erkennt an, dass kirchliche Mitarbeitende ein Streikrecht haben können. Einführung des neuen Mitarbeitervertretungsgesetzes (MVG-EKD) mit erweiterten Mitbestimmungsrechten.

 
Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung

1875 bis 1900

Es herrschen extrem lange Arbeitszeiten (oft über 12 Stunden täglich, teilweise 7-Tage-Wochen). Körperlich schwere Arbeit, keine technischen Hilfsmittel. Schlechte Hygiene: hoher Infektionsdruck, kaum Schutzmaßnahmen für Personal. Kaum Bezahlung – Unterkunft und Verpflegung wurden oft als „Lohn“ angesehen.

1900 bis 1950

Gründung der Berufsgenossenschaften. Einführung fester Schichtzeiten, aber weiterhin harte körperliche Arbeit. Langsame Verbesserung der Hygiene durch bessere Desinfektion und Einführung von OP-Kleidern. Während der Weltkriege extreme Arbeitsbelastung, oft unter schwierigsten Bedingungen.

1950 bis 1980

Gründung der Arbeitsmedizin zur Erforschung gesundheitlicher Belastungen am Arbeitsplatz. Einführung der 40- bis 45-Stunden-Woche, aber Nachtschichten und Wochenendarbeit blieben Standard. Technische Hilfsmittel reduzieren körperliche Belastung. Erste gewerkschaftliche Kämpfe für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen.

1980 bis 2000

Bessere Sicherheitsmaßnahmen (Handschuhe, Masken, Hygieneprotokolle, Nadelstichschutz). Digitalisierung beginnt, wird aber oft als zusätzliche Belastung empfunden. Zunahme des Personalmangels und erste Anzeichen von hoher psychischer Belastung. Krankenkassen starten erste betriebliche Präventionsprogramme.

Seit 2000

Steigende Arbeitsverdichtung durch Kostendruck, hohe Dokumentationspflichten und Fachkräftemangel. Die Betriebliche Gesundheitsförderung und die Ermittlung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz wird gesetzliche Pflicht. Wochenarbeitszeit nun bei 37,5 Stunden, hohe Flexibilität bei Dienstplangestaltung, vielfältige Arbeitszeitmodelle.

 
Geschichte des DKH

Geschichte des DKH

Der Beginn unserer Arbeit ist eng mit den Cholera-Ausbrüchen in Hamburg vor allem in den Jahren 1873 und 1892 verknüpft. Damals haben gläubige Frauen, die ehelos als Diakonissen lebten, die Not der Menschen als Aufgabe verstanden und begonnen, mit bescheidenden Mitteln zu helfen. Das beeindruckte Viele in Hamburg, und so entstanden aus dieser Arbeit die Krankenhäuser Alten Eichen und Bethanien. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde zusätzlich das Krankenhaus Elim gegründet. Die drei Häuser schlossen sich 2003 zum Diakonie-Klinikum Hamburg zusammen, um in einem Neubau die Arbeit gemeinsam fortzuführen. Der 100-Millionen-Euro-Neubau an der Hohe Weide 17 konnte 2011 in Betrieb genommen werden.

Um für die Herausforderungen der Zukunft bestmöglich aufgestellt zu sein, beteiligte man sich an dem im Frankfurt gegründeten christlichen Gesundheitskonzern AGAPLESION gemeinnützige Aktiengesellschaft, einem Verbund vieler Einrichtungen mit ganz ähnlicher Geschichte und gemeinsamen Zielen. Mit diesem Schritt war die notwendige organisatorische Einbindung erreicht, um auch unter gegenwärtigen Bedingungen des deutschen Gesundheitswesens erfolgreich zu arbeiten.

Geschichte von Alten Eichen

Die Evangelisch-Lutherische Diakonissenanstalt Alten Eichen (gegründet 1867 als Ev.- Luth. Diakonissenanstalt für Schleswig-Holstein) begann am 13. Oktober 1875 mit ihrer Krankenhausarbeit in Hamburg-Altona; 1902 setzte sie die Arbeit mit dem Krankenhaus Alten Eichen und anderen Arbeitsfeldern in Hamburg-Stellingen fort.

Im Zweiten Weltkrieg wurden im Juli 1943 die Gebäude in Alten Eichen fast vollständig  zerstört. Nach Ende des Krieges entstanden nach und nach das Diakonie Krankenhaus, das Diakonissen-Mutterhaus, die Auferstehungskirche Alten Eichen und andere Einrichtungen der Sozialpädagogik und Krankenpflege-Ausbildung.

Das Diakonie Krankenhaus Alten Eichen verfügte zuletzt über 203 Betten. Die Fachabteilungen: Innere Medizin, Chirurgie, Plastische Chirurgie und eine Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin. Zur Inneren Medizin gehörte Hamburgs größtes Schlaflabor. Alten Eichen war seit 1992 Pilotkrankenhaus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das erste Krankenhaus im „Netz Gesundheitsfördernder Krankenhäuser“. Als drittes Hamburger Krankenhaus wurde es nach dem Qualitätssiegel KTQ zertifiziert.

Geschichte von Bethanien

Das Evangelisch-Methodistische Schwesternheim Bethanien in Hamburg (gegründet 1879) nahm mit dem Bau des Krankenhauses Bethanien in der Martinistraße in Hamburg-Eppendorf im Jahr 1893 die Krankenhausarbeit auf. 1926 bis 1928 erfolgte die erste Erweiterung des Krankenhauses, sodass 200 Betten zur Verfügung standen. Nach dem Krieg wurden ein Erweiterungsbau, eine Krankenpflegeschule und Schwesternwohnheime errichtet.

Das Krankenhaus Bethanien verfügte zuletzt mit 150 Betten über die größte Fachabteilung für Geriatrie in Hamburg. Darüber hinaus führte es eine geriatrische Tagesklinik und eine Abteilung für Diabetologie. Eine spezialisierte Ambulanz versorgte Patient:innen mit diabetischem Fuß, Patientinnen mit Diabetes in der Schwangerschaft und andere Patient:innen mit besonderen Diabetes-Problemen. Als erstes Hamburger Krankenhaus wurde es nach dem Qualitätssiegel KTQ zertifiziert.

Geschichte von Elim

Die Freie evangelische Gemeinde in Norddeutschland (gegründet 1892) begann mit ihrer Krankenhausarbeit im Jahr 1921 in der gepachteten Klinik in der Straße Am Weiher; 1927 wurde dann das neu erbaute  Krankenhaus Elim in Hamburg, Eimsbüttel, Hohe Weide, eröffnet. Im Juli 1943 wurde das Krankenhaus Elim durch Bomben teilweise zerstört. Der Wiederaufbau wurde 1955 abgeschlossen.

Das Krankenhaus Elim besaß zuletzt vier Fachabteilungen mit 132 Betten: Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie / Geburtshilfe und eine Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin. Spezialisiert war es unter anderem auf die Handchirurgie und auf die Behandlung von Brustkrebs.