Je nach Ausgangsbefund der gesunden Brust, kann es sein, dass diese im Rahmen der Brustrekonstruktion hinsichtlich Form und Größe nicht genau nachempfunden werden kann. Im Anschluss an die Brustrekonstruktion ist es daher möglich nach ca. 3 Monaten einen bestehenden Unterschied durch eine Angleichungsoperation der gesunden Seite auszugleichen. Hierbei kann entweder eine Verkleinerung oder eine Straffungsoperation der gesunden Brust indiziert sein.
Die Neubildung der Brustwarze (Mamille) und des Warzenhofs (Areola) stellt den Abschluss der Brustrekonstruktion dar und ist sozusagen das "I-Tüpfelchen". Diese relativ kurze Operation kann auch in Lokalanästhesie erfolgen und dauert ca. 30 min.
Sie vervollständigt die rekonstruierte Brust für das menschliche Auge enorm. Die Brustwarze wird durch eine lokale Verschiebelappenplastik aus der ortständigen Haut geformt, während der Warzenvorhof durch eine Hauttransplantation (meist aus der Schrittregion) erfolgt. Manchmal bietet sich auch eine Teilung der Brustwarze und/oder die Transplantation eines Teils des Warzenvorhofes von der Gegenseite an.
Die Brustwarze und der Warzenhof sollten nicht im Rahmen der ersten Operation mit dem Aufbau der Brust durchgeführt werden, da es in den ersten 3 Monaten nach der Operation noch zu deutlichen Formveränderungen kommen kann, und das Endergebnis letztendlich erst nach dieser Zeit zu beurteilen ist.
Die Brustrekonstruktion mit einem Silikonimplantat ist vor allem dann ein geeignetes Verfahren, wenn der Hautmantel bei der Brustentfernung erhalten werden kann. Sobald eine Brust bestrahlt wurde empfiehlt sich die Rekonstruktion mit Implantaten nicht, da das Risiko für eine Kapselfibrose sehr hoch ist.
Auch nach einer Ablatio (vollständige Abnahme der Brust inklusive Hautmantel und Brustwarze) ist eine Implantatrekonstruktion möglich. Hierbei muss jedoch vorerst durch die Einlage eines Gewebeexpanders die Haut gedehnt werden. Es besteht dennoch eine Limitation in Größe und Form.
Eine Brustrekonstruktion mit Implantaten eignet sich außerdem als „Platzhalter“ im Rahmen der Sofortrekonstruktion, wenn der Hautmantel der Brust erhalten bleiben kann und erst später ein Aufbau mit Eigengewebe erfolgen soll.
Vorteile einer Brustrekonstruktion mit Implantaten sind:
Nachteile einer Brustrekonstruktion mit Implantaten sind:
Der freie Gewebetransfer, in der Fachsprache als freie Lappentechnik bezeichnet, sollte ausschließlich brustchirurgischen Kompetenzzentren mit großer mikrochirurgischer Operationserfahrung erfolgen. Dabei wird Haut- und Fettgewebe an der ausgewählten Körperstelle (Bauch oder Gesäß) entnommen, ohne das darunterliegende Muskelgewebe zu beschädigen.
Das Gewebe wird an der Brustwand mit den dort verlaufenden Blutgefäßen unter dem OP-Mikroskop verbunden und dort zu einer neuen Brust geformt. Um sicherzustellen, dass die neu geformte Brust ausreichend durchblutet ist, erfolgt innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Operation eine stündliche Beurteilung durch geschultes Personal (Lappenmonitoring).
Die gängigsten Verfahren zum Brustaufbau mit freiem Gewebetransfer sind:
Beim DIEP-Lappen-Verfahren wird ein spindelförmiger Haut- und Fettgewebslappen aus dem Unterbauchbereich als Spendergewebe für die neue Brust verwendet (Unterbauch-Haut-Fett-Lappen). Die ernährenden Blutgefäße werden aus dem Bauchmuskel herausgelöst und kurz vor der Leiste abgetrennt. Hierzu muss die Muskelfaszie (die bindegewebige Hülle des Muskels) eröffnet werden. Der Bauchmuskel bleibt bei dieser Operationstechnik jedoch unversehrt. Dies ist vor allem für die Erholungszeit nach der Operation ein wesentlicher Vorteil gegenüber anderen Verfahren. Der im Bauchbereich entstehende Gewebedefekt wie bei einer
Bauchdeckenstraffung verschlossen. Das Verfahren setzt einen gewissen Haut- und Fettgewebsüberschuss im Bereich des Unterbauches voraus. Gleichzeitig wird die Entfernung des Gewebes aus dem Bauchbereich von vielen Patienten als positiver Nebeneffekt begrüßt.
Aus dem Unterbauch-Haut-Fett-Lappen Bauchfettlappen können sowohl eine als auch zwei Brüste aufgebaut werden (Doppel-DIEP).
Wenn im Bauchbereich zu wenig Fettgewebe für die Entnahme vorhanden ist oder aus anderen Gründen der Bauch nicht zur Brustrekonstruktion in Frage kommt, kann ein Haut-Fett-Lappen aus dem Gesäßbereich Verwendung finden. Hierbei unterscheidet man je nach Lage des entnommenen Gewebes sowie nach dem ernährenden Blutgefäß zwischen einem FCI-Lappen, einem S-GAP- und einem I-GAP-Lappen. Der Vorteil des FCI-Lappens liegt in der günstigen Lage der Narbe in der unteren Gesäßfalte. Aus einer Gesäßhälfte kann jeweils eine Brust rekonstruiert werden.
Alternativ zu Gesäß und Unterbauch kann das zukünftige Brustgewebe aus der Oberschenkelinnenseite entnommen werden (beim PAP ohne Muskel, beim TMG mit schmalem Muskelstreifen). Die Narbe liegt bei dieser Methode an der Oberschenkelinnenseite und zieht nach hinten in die Gesäßfalte. Positiver Nebeneffekt dieser Operationstechnik ist eine gleichzeitige Straffung der Oberschenkel. Aus einer Oberschenkelinnenseite kann jeweils eine Brust rekonstruiert werden.
Die PAP-Lappenplastik ist dabei oftmals die beste Alternative, wenn die Lappenplastik von der Bauchdecke (DIEP) nicht möglich oder gewünscht ist.
Der Latissimus dorsi Muskel ist der große Rückenmuskel, welcher sich flächig vom Schulterblatt bis zum Kreuzbein aufspannt. Der Muskel kann an seinem hauptversorgenden Blutgefäß, das aus der Achselhöhle kommt, vom Rücken auf die Brustwand gedreht werden. Der Muskel kann entweder mit oder ohne Hautinsel gehoben werden, um eine Brust zu rekonstruieren.
Das sogenannte Lipofilling oder auch autologe Fettgewebstransplantation/ Eigenfetttransfer genannt, stellt eine etablierte Methode in der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie dar. Hierunter versteht man das Auffüllen von Gewebedefekten durch frei verpflanzte eigene Fettzellen desselben Patienten. Diese Art des Weichteilaufbaus wird im rekonstruktiven als auch im ästhetischen Kontext routinemäßig verwendet. Das Fettgewebe wird im Rahmen einer Fettabsaugung gewonnen und im Falle der Brustrekonstruktion im Bereich der Brust durch eine kleine Inzision eingebracht.
Der sogenannte autologe Fetttransfer (auch Eigenfett-Transplantation genannt) ist beinahe 120 Jahre alt. Gustav Adolf Neuber (1850-1932), ein deutscher Chirurg aus Kiel, entwarf und baute die weltweit erste antiseptische Apparatur für einen Fetttransfer und führte diesen 1893 zum ersten Mal durch.
Die Einheilung des transplantierten Fettgewebes hängt maßgeblich davon ab, wie viele Zellen die Möglichkeit haben einen Anschluss an die ortsständigen Blutgefäße zu erlangen. Dies hängt einerseits von der Durchblutung des Empfängerbettes, andererseits von der Größe der transplantierten Gewebestücke ab. Ein großer Gewebedefekt kann somit nicht einfach mit Fettzellen aufgefüllt werden, da die Zellen im Zentrum des Defektes keinen ausreichenden Anschluss an das umliegende Gefäßnetz hätten. Vielmehr muss das Fettgewebe gleichmäßig in kleinsten Kanälen im ortsständigen Gewebe verteilt werden. Je nach Größe und Beschaffenheit des aufzufüllenden Gewebes sind daher oft mehrere kurze Operationen notwendig, um einen ausreichenden Effekt zu erzielen.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden verschiedene Techniken der Fettgewinnung und –aufbereitung entwickelt. Insbesondere das Sammeln und Aufbereiten von Fett zur Eigenfett-Transplantation war bisher häufig ein umständlicher und zeitaufwändiger Prozess. In unserer Klinik verwenden wir die wasserstrahl-assistiere Fettabsaugungsmethode und den sogenannten Lipokollektor. Das Fett kann hiermit Gewebe schonend abgesaugt werden. Das gewonnene Fett wird in einem speziellen Behälter sanft von der verbleibenden Flüssigkeit getrennt und ermöglicht den unmittelbaren Fetttransfer.
Frühestens 3 Monate nach der Brustrekonstruktion kann bei Bedarf eine Angleichungsoperation der gegenseitigen Brust erfolgen. Nach weiteren 3 Monaten kann, falls erwünscht, eine Rekonstruktion der Brustwarze sowie des Brustwarzenvorhofes durchgeführt werden. Alternativ kann eine Brustwarze auch tätowiert werden.